Die Befragung per Brief stellt eine häufig genutzte Methode dar, bei der auf einen persönlichen Kontakt verzichtet wird. Sie ist daher weniger aufwendig und unabhängig vom individuellen Einfluss der Interviewer/Interviewerinnen. Allerdings darf der Arbeits- und Kostenaufwand nicht unterschätzt werden (Druck- und Versandkosten inkl. Porto für Antworten). Ein schriftlicher Fragebogen kann länger sein als ein telefonisches Interview, jedoch ist die Teilnahmebereitschaft immer mit der Länge des Fragebogens verknüpft

Inhaltsverzeichnis

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Studienteilnehmer

Adressen von potentiellen Studienteilnehmern/Studienteilnehmerinnen werden vorab recherchiert. Dabei muss darauf geachtet werden, möglichst alle potentiell in Frage kommenden Studienteilnehmer/Studienteilnehmerinnen zu erfassen. Dies ist in der Realität häufig schwierig.


Vorbereitung

Die Schritte Information, Bitte um Teilnahme und Übermittlung des Fragebogens erfolgen häufig in einem einzigen Schritt. Bei umfangreicher Teilnehmerzahl ist daher zu überlegen, ob zunächst die Teilnehmer/Teilnehmerinnen per schriftlicher/telefonischer Vorabinformation (Kombination aus schriftlicher Vorabinformation zur Studie und anschließender telefonischer Kontaktaufnahme zur Rekrutierung) rekrutiert werden, und die Fragebögen nur an die Personen verschickt werden, die ihre Teilnahme zugesagt haben. Je nach Studienziel kann auch eine Informationsveranstaltung für die potentiellen Studienteilnehmer/Studienteilnehmerinnen (z.B. Mitglieder eines Vereins) nützlich sein.

Informations-, Rekrutierungs- sowie Befragungsphase bedürfen intensiver Vorbereitung. Nach der Entscheidung, ob diese Phasen in mehreren Schritten oder in einem Schritt durchgeführt werden, müssen die entsprechenden Dokumente sorgfältig vorbereitet werden. Bei der Formulierung von Informationstext, Fragen und Antwortmöglichkeiten ist besonders auf Verständlichkeit und die Verwendung einer leicht lesbaren Alltagssprache zu achten. Mehr dazu ist im Kapitel zur Fragengestaltung zu finden.

Das Layout des Fragebogens ist klar und übersichtlich gestaltet, die Fragen werden deutlich voneinander abgegrenzt und auch die Antwortmöglichkeiten sind so aufgelistet, dass der Teilnehmer alle Möglichkeiten auf einen Blick erfassen kann.

 

Beispiel: HIS Absolventenpanel 2001

 i)

ii)

 

Beispiel: HIS Absolventenpanel 2001

i) Einführung für den Respondenten vorm Ausfüllen des Fragebogens

ii) Eindeutige Anweisungen für Filterführungen

 

Beispiel entstammt dem Hochschul-Informations-System (HIS), Hannover (2010): HIS-Absolventenpanel 2001. GESIS Datenarchiv, Köln. ZA5186 Datenfile Version 1.0.0, doi:10.4232/1.5186.

Eine sorgfältige Validierung des Fragebogens ist unumgänglich. Die Fragen müssen auf Verständlichkeit, Plausibilität und Eindeutigkeit geprüft werden. Nach der internen Abstimmung wird der Fragebogen von mehreren potentiellen Studienteilnehmern/Studienteilnehmerinnen (wenn möglich, sonst andere Personen, die den Studienteilnehmern/Studienteilnehmerinnen möglichst ähnlich sind) getestet – der sogenannte Pretest.

Ebenfalls geplant werden muss, wie die Daten in eine elektronische Datenbank übernommen werden. Für händische Erfassung werden eine benutzerfreundliche Eingabemaske sowie nicht unerhebliche personelle Ressourcen benötigt. Sollen die Daten eingescannt werden, so steigen die Kosten und die Fragebögen müssen scannerfreundlich gestaltet werden.

 

Versand und Rücklauf

Neben den Fragen selbst ist auf jeder Seite des Fragebogens der Name oder die Nummer des Teilnehmers/der Teilnehmerin gedruckt. Eine tatsächlich anonyme Befragung wird in der Regel nicht vorgenommen, da es möglich sein soll, zu verfolgen, von welchen Personen noch Antworten fehlen, um diese zu erinnern. Da den Teilnehmern/Teilnehmerinnen bewusst ist, dass ihre persönlichen Daten bekannt sind, kann die Befragung entweder offen (personenbezogene Daten werden mit Fragebogendaten abgelegt) oder pseudonym (personenbezogene Daten werden getrennt von Fragebogendaten abgelegt, Verknüpfung erfolgt über eine ID) stattfinden.

Der Name oder die ID findet sich auf jeder Seite des Fragebogens. Eine entsprechende Erläuterung des Verfahrens ist ebenso unumgänglich wie eine allgemeine Datenschutzerklärung, zu der der Studienteilnehmer/die Studienteilnehmerin sein Einverständnis schriftlich erklären muss (Unterschrift).

Weiterhin sind die Kontaktdaten zum Studienzentrum (einschl. Geschäftszeiten) sowie eine Frist zur Rücksendung des ausgefüllten Fragebogens gut sichtbar in den Unterlagen vermerkt. Anschreiben und Fragebogen werden gemeinsam mit einem beschrifteten und (wenn möglich) frankierten Antwortkuvert verschickt, wenn postalischer Versand vorgenommen wird.

Nach Ablauf der Frist werden die Teilnehmer/Teilnehmerinnen, von denen noch keine Antwort vorliegt, schriftlich oder telefonisch erinnert und gebeten, den Fragebogen noch zu schicken. Teilnehmer, die darauf nicht reagieren oder mitteilen, dass sie doch nicht mehr teilnehmen möchten, können über die Gründe der Verweigerung befragt werden (z.B. keine Zeit, kein Interesse mehr). Prinzipiell ist es aber wichtig, zu signalisieren, dass die Verweigerung respektiert wird. Wenn es dennoch möglich ist, über diese Personen demographische Daten zu gewinnen (Alter, Geschlecht, Basisinformationen zum Studienziel), können diese Angaben in eine Non-Response-Analyse fließen. Diese dient dazu, die Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern zu erkennen und die Verzerrung durch Selektion dadurch zu bestimmen – ein großer Vorteil der schriftlichen Befragung.

 

Fazit

Auch wenn für die Datenerhebung selbst keine Zeit benötigt wird, ist eine schriftliche Befragung zeitintensiver als auf den ersten Blick vermutet (der Zeitaufwand je Person sinkt mit steigender Anzahl befragter Personen). Für viele Teilnehmer/Teilnehmerinnen ist es angenehm, wenn sie sich in Ruhe für oder gegen die Teilnahme entscheiden können und den Fragebogen zu einem selbst gewählten Zeitpunkt ausfüllen können, statt einen festen Termin dafür einzuplanen.

Die Gefahr der (bewussten oder unbewussten) Angabe von falschen Informationen ist niedriger als bei persönlicher oder telefonischer Befragung. Das Risiko des Abbruchs bzw. Nichtversands ist jedoch ziemlich hoch und steigt an, je länger die Zusage zur Studienteilnahme zurückliegt. Da auch die Länge des Fragebogens einen negativen Einfluss auf die Teilnahme hat, muss auch in diesem Fall der Fragebogen so kurz wie möglich gehalten werden. Besteht der Fragebogen aus vielen Seiten (große Schriftgröße), ist unter Umständen der Hinweis auf die geschätzte Dauer des Ausfüllens hilfreich. Bei niedrigen Responseraten steigt der Fehler durch Selektionsverzerrung an und muss bei der Auswertung berücksichtigt bzw. untersucht werden. Der Interviewerbias entfällt dagegen vollständig, der bei persönlicher oder telefonischer Befragung ein Problem darstellen kann.

Motivation in Form kleiner Geschenke, eines Gutscheins oder einer finanziellen Aufwandsentschädigung lassen sich bei diesem Befragungstyp gut einsetzen und haben sich in Untersuchungen als sehr nützlich erwiesen. Interessanterweise spielt die Höhe einer finanziellen Entschädigung nur eine untergeordnete Rolle. Die Tatsache, dass der eigene Aufwand honoriert wird, ist die ausschlaggebende Motivation.

 

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